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PHILOSOPHIE

OFFENE BEZIEHUNG

Ich will mich hier nicht mit dem religiotisch-traditionellen Hintergrund der "Einehe" (Monogamie) auseinandersetzen, sondern direkt zu evolutionsbiologischen und philosophischen Fragestellungen von Fortpflanzung und Partnerschaft kommen.

Der Geschlechtstrieb des Menschen gilt als der stärkste Trieb überhaupt – und dies hat natürlich einen guten Grund:
Wie auch der Rest der Tierwelt ist der Mensch darauf programmiert, sich fortzupflanzen.
Dass dabei andere Bedürfnisse zweitrangig sind – selbst der Nahrungstrieb – erscheint nicht immer logisch und sinnvoll.

Menschen (und vermutlich auch viele andere "höhere" Tiere) sehen ihr eigenes Dasein als den Mittelpunkt der Welt.
Dies ist unter psychischen Gesichtspunkten auch durchaus sinnvoll – der biologischen "Programmierung" entspricht es aber nicht.
Denn die Evolution ist nicht sehr am Individuum interessiert – der Erfolg der Art steht im Mittelpunkt.

Dass wir Menschen den Spagat zwischen Programmierung und Individualismus erfolgreich meistern, kann nicht wirklich behauptet werden:
Die mannigfaltigen psychischen Probleme fast aller Menschen deuten darauf hin, dass gravierende innere Spannungsfelder bestehen.

Wenngleich ein Sigmund Freud vieles missgedeutet und in einer hanebüchenen Theorie komprimiert hat, so muss man ihm doch zugutehalten, dass er als einer der ersten die Bedeutung der Sexualität für die Psyche thematisiert hat.

Nun haben wir heute – ein Jahrhundert später – ein ganz anderes Wissen von der Welt und könnten so manches klarer sehen als Freud.
Und dies tun wir auch – auf vielen Gebieten.
Aber nicht beim wichtigsten – der sexuellen Dimension des Daseins. Hier stehen wir noch immer auf biblischem Niveau – und das nicht bloß in Hollywood, nein, in jedem Haus, in jeder Wohnung herrscht ein Geist von Besitzdenken und Verlustangst, von Eifersucht und endlosem Leid. Dem Leid, den Gedanken nicht ertragen zu können, dass der oder die einst Eroberte sich irgendwann anderen nähern könnte, Freude, gar mehr Freude mit anderen haben könnte.

Dabei ist genau dies unsere Programmierung! Und zwar beidgeschlechtlich.
Wir halten Ausschau nach Freude. Nach der ursprünglichsten, durch keinen materiellen Besitz, künstlerischen oder beruflichen Erfolg ersetzbaren Freude: dem Orgasmus, bei dem sich der Weltenkreislauf schließt. Und bald wieder öffnet ... mit immer wieder neuen Freude-Partnern.

Dies zu verleugnen und unterdrücken kann nur schaden. Dem Individuum und dem Kollektiv.

Wenn jetzt in unseren modernen Zeiten mehr oder eher weniger offen und ehrlich, dafür umso plakativer an der Problematik vorbeigeredet und -therapiert wird, kann dies nur Misserfolge zeitigen. Stattdessen wäre es endlich an der Zeit, Wissenschaft und ernstzunehmende Psychologie zusammenzuführen und die kulturellen Gegebenheiten an jetzige Erkenntnisse anzupassen.

Die Menschen würden dies teils freudig unmittelbar annehmen, teils angstbesessen lange ablehnen – aber ein Anfang wäre gemacht.
Stattdessen wird allenthalben versucht, die Erkenntnisse an die Gegebenheiten anzupassen – mit teils halsbrecherischen Argumentationsmanövern.

Klartext

Unter Säugetieren gibt es zwei grundlegend verschiedene Fortpflanzungsstrategien: extravaginale und intravaginale Spermakonkurrenz.

Gorillas sind ein gutes Beispiel für extravaginale Spermakonkurrenz:
Männchen kämpfen untereinander um die Vorherrschaft in einer eher kleinen Gruppe. Der Sieger herrscht dann über die Gruppe, nimmt alle Weibchen als seine Sexualpartnerinnen, ist deren "Besitzer" und verhindert mit Körpergewalt, dass sich andere mit ihnen paaren.
Gorillas haben verhältnismäßig kleine Geschlechtsorgane und paaren sich eher selten.

Bonobos sind das beste Beispiel für intravaginale Spermakonkurrenz:
Sie kämpfen gar nicht – dafür hat ständig jeder mit jedem in der Gruppe Sex.
Bonobos haben verhältnismäßig große Geschlechtsorgane und paaren sich sehr häufig.

Wem ähnelt nun der Mensch mit seiner Programmierung und "Ausstattung"?
Klar, man kann es schon ahnen – natürlich dem Bonobo.
Menschen haben, wie Bonobos, verhältnismäßig große Geschlechtsorgane.
Menschen haben, wie Bonobos, keine Paarungszeit, sondern sind immer bereit und willig.
Menschen haben, wie Bonobos, Killer- und Blockade-Spermien, um Spermien von anderen intravaginal zu bekämpfen.
Menschen haben mit Bonobos (sowie Schimpansen) 98,7 % der Gene gemein – diese sind unsere nächsten Verwandten.

Bemerkenswert ist auch, dass sich die Spermamenge vergrößert und die Spermazusammensetzung ändert, wenn Männer wissen (sogar wenn sie es bloß vermuten), dass "ihre" Partnerin Sex mit anderen Männern hatte. Auch die sexuelle Erregung und der Orgasmus ist deutlich stärker.

Ist das nicht wunderbar? Ein Grund zur Freude? Zu viel mehr Freude?

Stattdessen plagen wir uns seit nunmehr 3600 Jahren mit "Anordnungen" imaginärer Götter ab (in Wahrheit haben impotente alte Männer in ihren staubigen Wüstenzelten all diese schein-heiligen Schriften zusammengekritzelt) – und damit sollte endlich Schluss sein, denn:
Wir sind nicht Papst. Wir sind Bonobo!

Auch wenn uns Bibel, Schundromane und Hollywood als Gorillas darstellen – wir sind Bonobos.
Nur leider merkt dies kaum einer – das Gorilla-Mem sitzt zu tief in Hirnen und Herzen.
So wird geprügelt und gemordet – alles aus "Liebe".

Dabei wäre doch alles so einfach ...

 Lob der offenen Beziehung 


Nachtrag bzw. Erweiterung

In der Abhandlung über AID$ wird die Nutzlosigkeit und physische Schädlichkeit von Kondomen erörtert.

Hier soll es jetzt aber um die psychische Schädlichkeit gehen:

Die durch Religiotismen tief verwurzelte Idee, Sex sei etwas Schlechtes, wird paradoxerweise durch die von den Kirchen abgelehnte Kondombenutzung noch weiter zementiert! Die Kondom-Prämisse, man könne sich durch Sex unzählige Krankheiten einfangen, dass Sex mit Vorsicht, wenn überhaupt, zu praktizieren sei, ist inzwischen erfolgreich in die Köpfe verpflanzt, aber nichtsdestotrotz medizinisch wie evolutionsbiologisch kompletter Unfug.

Kondombenutzung bewirkt eine "Entkopplung" – eine physische Entkopplung vom Sexualpartner (Kontakt der empfindsamen Geschlechtsorgane sowie Austausch von Körperfüssigkeiten wird verhindert) sowie eine psychische Entkopplung vom eigentlichen Sinn, der Fortpflanzung.

Auch wenn der Fortpflanzungsgedanke wohl in den wenigsten Fällen Grund für Geschlechtsverkehr sein dürfte, so ist dennoch der (unbewusste) Fortpflanzungstrieb der Grund, um überhaupt Sexualkontakte herbeizuführen!
(Auf Motive wie Selbstbestätigung, Status- oder Erniedrigungsdenken, Machtspiele, usw. will ich hier nicht eingehen – diese ließen sich ja auch mit deutlich weniger Aufwand befriedigen und sind als Triebfeder für Sex untergeordnet.)

Wenn nun durch Kondombenutzung (oder andere Kontrazeptiva) davon ausgegangen wird, dass Fortpflanzung nicht möglich ist, stellt sich die Frage nach dem "Tatmotiv" ...?
Da kann dann ja wohl nur der Spaßfaktor "Orgasmus" herhalten.
Orgasmusunfähige behaupten zwar immer, es sei trotzdem schön für sie ... da stellt sich dann wiederum die Frage nach der Belohnung!
Ist es Bestätigung? Jagderfolg?
Aber gehen wir vom evolutionsbiologischen "Normalfall" Orgasmus als Triebmotiv für Sex aus.

Im Ejakulat des Mannes befinden sich außer verschiedenen Spermienarten andere "funktionsentscheidende" Stoffe, vor allem psychotrope. Diese erzeugen Glücksgefühle in der Frau.
Und diese Glücksgefühle bewirken ein "Kopplungsgefühl", ein Wiederholenwollen, wirklich befriedigenden Sex. (Natürlich vorausgesetzt, die Frau ist ebenfalls orgasmusfähig.)
Fehlt dieser Aspekt durch Kondombenutzung, müsste man eigentlich eher von "Aneinander-Masturbieren" anstatt von Sex reden.
Ansonsten müsste man nämlich auch jedwede andere Interaktion, von der irgendwelche genitalen Regungen ausgehen (und das sind mehr, als allgemein zugegeben wird) mit einem oder mehreren anderen als "Sex" bezeichnen. Die klitorale Erregung von kleinen Mädchen beim Auf-dem-Schenkel-eines-Erwachsenen-Hoppeln wäre dann ebenfalls Sex!

Wenn ich weiter oben zwischen "physisch" und "psychisch" differenziere, will ich jetzt klarifizieren, dass dies dieselbe Seite der Medaille ist – denn es gibt keine vom Körper losgelöste "Psyche"! Alles ist körperlich.
Gedanken sind nichts als biochemische und bioelektrische Körperlichkeit.
Empfindungen sind nichts als biochemische und bioelektrische Körperlichkeit.
Gedanken und Gefühle werden durch biochemische und bioelektrische Vorgänge erzeugt, gesteuert und beeinflusst.

Konsequenz ist schlicht und einfach:
Geschlechtsverkehr mit Kondom ist kein Sex im eigentlichen Sinne und erreicht den gleichen Glücks- und Befriedigungsfaktor wie Masturbation –
also einen unvollständigen.